*12.März 1969 – †6.Februar 2016
Ansprache von Pfarrer Thomas Demele bei der Bestattungsfeier in der Christengemeinschaft Bremen

In der Bestattungsfeier spricht Christus davon, dass Er selbst die Wiedergeburt im Tode ist, dass Er das Leben im Sterben ist. Wann spricht Christus fast die gleichen Worte zum ersten Mal?
Sie erklingen genau in der Mitte des Johannes-Evangeliums, im 11.Kapitel, am Lazarustag, dem Tag der Erweckung des Lazarus, der eigentlich ein Tag von Martha, Maria Magdalena und Lazarus zusammen ist – der Überlieferung nach der 23.Februar.

Dieser 23.Februar ist die Mitte zwischen dem Todestag von Stephanie, dem 6.Februar und ihrem Geburtstag, dem 12.März.

Das christliche Denken, es leuchtet auf in dem erweckten Lazarus, später dann auch bei Stephanus, dessen Stirn leuchtet. Das christliche Fühlen wird erlebbar durch Maria Magdalena; das christliche Tätigsein verkörpert am meisten Martha.

Stephanie Maria war auch und besonders eine Martha, eine Martha, die bereit war zu dienen, aber auch eine Martha, die das Gespräch suchte und voller Fragen war.

Schauen wir nun mit Stephanie Maria zusammen auf ihr Erdenleben, auf ihre besonderen Begegnungen hin:

Gut 46 Jahre intensiven Lebens in der Gegenwart – ein Erdenleben voller Hingabe für andere Menschen; fleißig und kraftvoll, herzlich und mit kräftiger Ausstrahlung – so ergriff und gestaltete sie ihren Erdenweg.

Die ersten vierzehn Jahre lebte sie in ihrer Herkunftsfamilie in Ottersberg, mit ihrer Mutter Anne-Christiane Wolter, ihrem Vater Jobst Wolter und ihren Geschwistern Caroline, Philipp, Juliane und Anna, dazu noch wahlverwandte Menschen. Sie ging als sanguinische, offene, ehrliche, schlagfertige Schülerin der Freien Rudolf-Steiner-Schule Ottersberg ihren Weg von der Kindheit in die Jugend, von der evangelischen Taufe zur Konfirmation in der Christengemeinschaft Ottersberg mit dem hohepriesterlichen Gebet Jesu, des ER in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag für die Menschen betete (Johannes 17).

Die letzten vierzehn Jahre lebte sie in ihrer Zukunftsfamilie in Bremen, mit ihrem Mann Nirhan Rebihic, ihrer schon in die Familie mitgebrachten Tochter Sarah und mit dem gemeinsamen Sohn Djenis. Zugleich war sie eine engagierte, fürsorgliche, liebevolle Tagesmutter für viele Kinder und ihren Müttern.

Nun begleitete sie zunächst den Weg ihrer Tochter von der Kindheit zur Jugend und in den Beginn des Erwachsenenlebens und für die letzten vierzehn Jahre den Weg ihres Sohnes von der Kindheit zur Jugend.

Auch diese Jahre mündeten für Stephanie Maria in das Hören des hohepriesterlichen Gebetes Jesu, nämlich in ihrer Letzten Ölung am 5.Februar im Krankenhaus in Bremen.

Zwischen den ersten vierzehn Jahren und den letzten lebte sie eine sogenannte Mondknoten-Epoche lang: etwas mehr als 18 1/2 Jahre – in der ersten Hälfte der Abschied von der Herkunftsfamilie und das Erlernen eines Erzieherberufes sowie die Begegnung mit einem Freund; in der zweiten Hälfte ihre erste Mutterschaft, das Ausüben ihres Berufes, die Begegnung mit einer Freundin und ihrer Tochter, sowie die Vorbereitung ihrer Zukunftsfamilie mit dem Kennenlernen ihres Mannes.

In der Mitte dieser Mondknoten-Epoche, also beim Rubikon dieser Jahre – genau in der Mitte ihres Lebens – zu Beginn ihrer ersten Schwangerschaft – führte Stephanie Maria mit ihrem Vater eines der wichtigsten Gespräche, vielleicht das wichtigste Gespräch ihres Lebens.

Bei meinem ersten Besuch bei ihr im Krankenhaus – genau eine Woche vor der Bestattungsfeier – nannte sie diesen Augenblick sofort mit großer Dankbarkeit: ein Gespräch über Tod und Geburt.

So intensiv wie sie gelebt hat, so intensiv hatte sie in sehr kurzer Zeit auf den Tod zuzugehen, den Tod, als eine geistige Geburt. Am 6.Februar hat Stephanie Maria Wolter-Rebihic nach Tagen der „Geburtsvorbereitung“ und Stunden der „Wehen“, der Geburtsschmerzen ihren Erdentod als Himmelsgeburt erleben können.

In einem Ostervortrag (20.4.1924, GA233a) unterscheidet Rudolf Steiner drei Geburtsschritte des Menschen: „Geburt: Mondengeburt; zweite Geburt: Sonnengeburt; dritte Geburt: Saturngeburt, Tod, irdischer Tod.“

Sein Auferstehungsvortrag mündet in den Spruch: „Steh’ vor des Menschen Lebenspforte: Schau an ihrer Stirne Weltenworte. Leb’ in des Menschen Seeleninnern: Fühl’ in seinem Kreise Weltbeginnen. Denk’ an des Menschen Erdenende: Find’ bei ihm die Geisteswende.“

Als Hirtin betend und zugleich in königlicher Wachheit ist Stephanie Maria Wolter-Rebihic auf ihre Geisteswende, auf ihren Neubeginn zugegangen – im Hinschauen auf Michael und in der Begleitung durch Christus als dem Spender der Freude und dem Tröster im Leide. – Sie wird nun ihre Lieben weiter begleiten, ihren Sohn Djenis weiter unterstützen.

Im Singen und Musizieren, das ihr so wichtig war, kann jeder für sie und mit ihr Brücken bauen – ebenso in aller tätigen Liebe und in allem Beten, auch in aller Geisterkenntnis – Brücken zwischen Erde und Himmel, zwischen Himmel und Erde – Brücken zwischen den Menschen.